Was mit einer ersten Anfrage aus der Firmennachbarschaft bei der Abteilung ICT begonnen hat, führte zu einem 50ig-köpfigen, eigenständigen GEWA-Betrieb. Lies im Interview mit Martin Weiss*, XY bei der Post, über die die Hintergründe:
Wie kam es ursprünglich zum Entscheid, IT-Geräte der Post nicht mehr selbst zu entsorgen, sondern für Refurbishing oder Remarketing weiterzugeben?
In den 2000er-Jahren vereinbarten IT-Post und HP eine schrittweise Ablösung der PC-Infrastruktur bei der Post. Im Rahmen dieser Vereinbarung wurden jeweils rund 1'000 Geräte in kurzer Zeit ersetzt. Die bestehenden PCs genügten den geschäftlichen Anforderungen nicht mehr, waren jedoch für den privaten Gebrauch – zumindest grösstenteils – weiterhin gut nutzbar.
Zu jener Zeit waren neue PCs teuer. Schulen und gemeinnützige Organisationen begannen, ihre IT-Ausstattung auszubauen, sie waren jedoch finanziell stark eingeschränkt. Über unser Netzwerk erreichten die Post daher zahlreiche Anfragen von Institutionen mit dem Wunsch, ausgemusterte Geräte für die Weiterverwendung zu erwerben.
Damit war der zentrale Beweggrund gegeben: eine Wiederverwertung im Sinne der Nachhaltigkeit. Eine industrielle Wiederaufbereitung der Geräte wäre aus Kostengründen nicht wirtschaftlich gewesen. Auch IT-Post selbst konnte diese Aufgabe aus personellen und finanziellen Gründen nicht übernehmen. Es musste daher eine alternative Lösung gefunden werden – eine, die den gesamten Prozess professionell und insbesondere unter Berücksichtigung sicherheitsrelevanter Aspekte wie der Datenlöschung zuverlässig abwickeln konnte.
Die Post hat somit den Grundstein gelegt, dass die GEWA den Geschäftszweig Multimedia aufgebaut hat. Wie kam es zur ersten Zusammenarbeit?
Anfang der 2000er-Jahre war Fritz Niederhauser, damals Mitglied der Geschäftsleitung von IT-Post und heute pensioniert, verantwortlich für die Beschaffung und den Support sämtlicher PC-Systeme innerhalb der Organisation.
Durch einen persönlichen Kontakt zur BEWO Oberburg entstand eine Verbindung zu einem Sozialprojekt namens Futura-Emmental, das sich der Wiedereingliederung von ausgesteuerten Arbeitslosen widmete. Ein Bestandteil dieses Projekts war das Recycling von ausgedienten Firmen-PCs. Allerdings wurde das Projekt später eingestellt, da die Arbeitslosenzahlen rückläufig waren.
Über die BEWO entstand der Kontakt zur GEWA. In Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung der GEWA unter der Leitung von Martin Ryser konnte innert kürzester Zeit ein gemeinsames Projekt zur Wiederaufbereitung der Geräte ins Leben gerufen werden. Ziel war es, aus mehreren gebrauchten PCs funktionsfähige Systeme zusammenzustellen.
Dieses Vorhaben schuf für die Post eine Win-Win-Situation: Es war sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltig. Die Zustimmung der verantwortlichen Stellen bei IT-Post und HP erfolgte rasch und unkompliziert, was die Umsetzung zusätzlich erleichterte.
Sie sind eine Grosskundin des GEWA Remarketing. Wie viele Geräte hatten Sie zu Beginn für das Refurbishing geliefert, wie viele sind es heute?
Die Anzahl der jährlich ausgemusterten Geräte hat sich über die Jahre hinweg wenig verändert. Im Durchschnitt werden rund 5'000 PCs pro Jahr ersetzt – das entspricht etwa einem Viertel der Gesamtgeräte. Allerdings kann es, abhängig von verschiedenen Faktoren wie der Gerätequalität oder der finanziellen Situation der Post, zu jährlichen Schwankungen kommen. Diese bewegen sich typischerweise im Bereich von ±2'000 bis 3'000 Geräten.
Was waren Ihre wichtigsten Anforderungen an die GEWA als Partnerin für Datenlöschung und IT-Remarketing?
Die Einhaltung der Sicherheitsvorgaben war zentral: Alle Daten sollen nach anerkannten Methoden gelöscht werden, um Lecks auszuschliessen. Für jedes Gerät sollte ein nachvollziehbarer Löschbericht erstellt werden, der den Datenlöschprozess dokumentierte. Nicht zuletzt sollten möglichst viele Geräte eine sinnvolle Weiterverwendung finden, um nachhaltig Elektroschrott zu reduzieren.
Welche Ziele verfolgen Sie langfristig mit dieser Zusammenarbeit – ökologisch, wirtschaftlich, sozial oder auch im Hinblick auf Ihre Unternehmenswerte?
Langfristig verfolgt die Post mit dieser Zusammenarbeit eine nachhaltige und wirtschaftlich sinnvolle Lösung für den Umgang mit ausgedienten Geräten. Gleichzeitig leistet die Post im Einklang mit den Unternehmenswerten auch einen Beitrag für soziale Nachhaltigkeit.